Auf Spiegel Online findet sich ein Artikel zum Cloud Computing, der zwar wenig Neues, aber einen netten Einstieg ins Thema bringt. Die Bedenken, die ich auch in der kommenden Printausgabe der CAD CAM zum Thema Cloud Computing formuliere, kommen auch hier zur Sprache: Wie kann man nur auf die Idee kommen, sensible Unternehmensdaten, seien es CAD-Modelle – siehe SolidWorks World 2010, wo eine Cloud-fähige Technologiestudie des CAD-Systems zu sehen war – oder Buchhaltungsdaten, „irgendwohin“ zu speichern?
Cloud Computing – eigentlich nichts anderes als die modernisierte und grafikfähige Reinkarnation des Mainframe-Terminal-Modells – heißt, man kauft sich Software.-Service „on Demand“. Beispielsweise wird ein ERP- oder CAD-System über das Netz genutzt. Software und Daten liegen auf Servern und werden per Browser bedient. Wo die Server sind und wem sie gehören, ist egal – deshalb das Wort „Cloud“ – man bezieht Service, ohne sich darum kümmern zu müssen, wie dies technisch gelöst wird. Man bezahlt nur für die Nutzung einer Software, die man tatsächlich benötigt, hat keine Administrations- und IT-Ausgaben mehr, Updates werden automatisch zentral eingespielt – der Controller freut sich.
Also sind wir wieder beim Spruch „Was kümmert mich Atomkraft, bei mir kommt der Strom aus der Steckdose“. Und diese Steckdose wird auch immer wieder als Beispiel erwähnt, wenn es um Cloud Computing geht. Aber es interessiert viele Menschen eben doch, woher der Strom kommt, allerdings meist aus ethischen bzw. ökologischen Gründen. Ebenso sollte es ein Unternehmen interessieren, wo die eigenen Daten sind und wer sie im Zweifelsfall einsehen kann.
Einer der größten Hemmschuhe, der nirgendwo erwähnt wird: Gerade im CAD-Bereich sind Firmen sehr konservativ, wenn es um Updates geht – nicht selten sind die Anwender mehrere Zwischenreleases hinter dem aktuellen Stand, bis sich das neueste Release als stabil erwiesen hat. in Großprojekten wird der CAD-Systemstand zu Beginn des Projektes eingefroren, um über die gesamte Laufzeit und bei allen beteiligten Firmen dieselbe Entwicklungsumgebung zu haben – dies führt dazu, dass bei Ingenieursdienstleistern oft zig verschiedene Releases eines Softwarepakets im Einsatz sind. Dafür existieren sogar eigene Softwarelösungen wie Flexplus von Cenit oder die Startup Tools von Inneo. Wie soll dies in einer zentralen, vielleicht sogar vom Softwarehersteller verwalteten Softwareinstanz funktionieren?
Bei mir setzt sich die Meinung durch, dass Cloud Computing mehr oder weniger eine weitere Sau ist, die durchs IT-Dorf getrieben wird. Oder ist jemand anderer Meinung?