Gestern war ich mal wieder unterwegs, diesmal in Köln auf dem Adobe Kongress für die Fertigungsindustrie. Es ist hochinteressant, was die PDF-Erfinder im Bereich des Dokumenten- und Content-Managements alles aufbieten. Im Vordergrund standen 3D-PDF, Portfolios und die Serverapplikationen von Adobe.
Als Eröffnungsredner sprach der „Automobilpapst“ Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer – der diesen Titel übrigens gar nicht mag, weil der die Unfehlbarkeit seiner Statements impliziere :-). Die vielzitierten Überkapazitäten in der Automobilindustrie erklärte er zu einem Phantom und konnte das auch mit Zahlen belegen. Die Automobilindustrie läuft immer wieder mit Volldampf und 100% Auslastung, allerdings unterbrochen von Zeiten, in denen eben nicht die gesamte Kapazität benötigt wird. Zudem sei jeder Hersteller überzeugt, dass genau seine eigenen Fahrzeuge im Moment die Passenden sind, die Überkapazitäten habe also immer die Konkurrenz.
Der Markt schwingt nach Dudenhöffers Theorie – Modellwechsel, länderspezifische Eigenheiten und die Konjunktur sorgen dafür, dass in einem komplexen Rhythmus Zeiten starker Nachfrage von eher flauen Perioden abgelöst werden. Je nach Modell beträgt die Amplitude bis über 260%! Die Herausforderung ist, auch in den flauen Zeiten profitabel zu sein. Das Problem ist, dass die hochkomplexen und hocheffizienten, aber auch teuren Fertigungsstraßen sich nur lohnen, wenn sie zu mindestens 90% ausgelastet sind. Toyota, die nach Dudenhöffers Aussage gut sind, „allerdings nur, solange es aufwärts geht“, will nun die Fertigung so optimieren, dass bis herunter zu 70% schwarze Zahlen geschrieben werden – Automatisieren, was nötig ist, nicht was möglich ist, heißt die Devise.
Er sieht die Industrie übrigens zurück auf dem Wachstumspfad, allerdings könne es noch bis 2013 dauern, bis die 2008er Umsätze wieder erreicht werden.
Interessante Produktübersichten folgten und vor dem Mittagessen ein Praxisvortrag von Valeo, vorgetragen von einem Franzosen. Dieser Vortrag war wieder einmal ein Beweis dafür, dass man um Gottes willen keinen Franzosen, Italiener oder Japaner einen Vortrag auf solch einem Forum halten lassen solle. Die meisten Vorträge dieser Landsmänner, die ich gesehen habe – und das waren viele – sind aufgrund des starken Akzents der meisten Franzosen und Italiener in der Englischen Sprache eher unverständlich. Bei Japanern kommt hinzu, dass die Vorträge sterbenslangweilig sind. (Ich entschuldige mich hiermit bei allen Franzosen, Japanern und Italienern, die akzentfreies Englisch sprechen und interessante Vorträge halten 🙂 ). Dementsprechend war ein guter Teil der Teilnehmer zumindest zeitweise geistig abwesend 🙂
Wie man PDF-Dokumente und die zugehörigen Serverapplikationen in einen Workflow einbindet, zeigten am Nachmittag Peter Pfalzgraf von der Prostep AG und Dr. Drewinski von Contact Software. Besonders interessant fand ich, dass es möglich ist, ausfüllbare Online-PDF-Formulare zu generieren, die einen 2D-Barcode integriert haben. Dieser Barcode wird nach jeder Eingabe aktualisiert, Inhalt ist eine XML-Repräsentation der eingetragenen Daten. Man kann also ein Formular am Rechner ausfüllen, ausdrucken, unterschreiben und an den Partner per Post zurückschicken. Dort ist es nur nötig, den Barcode einzulesen, um die Daten zurückzugewinnen.
Auch interessant: Portfolios. In diesen PDF-Dateien können andere Dateien gesammelt werden, beispielsweise alle Daten, die zu einem Projekt gehören. Dazu zeigte Herr Dautel von der Dornstadter Firma Asys Automatisierungssysteme ein tolles Beispiel: Asys entwickelt und baut unter anderem Anlagen zur Herstellung von Solarzellen. Eine Anlage besteht aus bis zu 40 Maschinen. Die Dornstädter haben nun einen Prozess aufgesetzt, der weitgehend automatisiert die CAD-Daten in JT übersetzt und diese in ein PDF einsetzt. Anhand von Templates entsteht ein interaktives PDF, das es dem Kunden ermöglicht, sich im 3D-Modell der Anlage zu bewegen und ein bestimmtes Bauteil zu identifizieren. Mit einem Knopfdruck erstellt man dann ein komplettes Anschreiben mit Ersatzteilbestellung. Das Ganze lässt sich auch noch auf Englisch umschalten.
So ist die gesamte Dokumentation und Ersatzteilliste in einem PDF konzentriert. Diese PDFs jeder Einzelmaschine werden dann in einem Portfolio zu einer einzigen PDF-Datei vereinigt und lassen sich so dem Kunden übergeben. Das größte Portfolio hat nach Dautels Aussage 120 MByte, ist also problemlos handhabbar. Die Kunden zahlen übrigens dafür, die komfortablere Version dieser Daten zu bekommen.
Auf dem Rückweg zum Bahnhof kam ich an einem großen Fotogeschäft vorbei. Ich bin ganz stolz drauf, dass ich mich beherrschen konnte, den wunderschönen Kugelkopf FLM CB 32 FB, den ich in der Hand hatte, nicht zu kaufen.